Grüne
Sauer auf Postkarten
NEUMARKT. Die Grünen im Landkreis Neumarkt sind sauer auf eine Pro-Gentechnik-Postkartenaktion des Bauernverbandes.
Auch der Bauernverband im Landkreis Neumarkt würde Ilse Aigner mit einer Postkartenaktion auffordern, die Nulltoleranzgrenze für "nicht zugelassene Gentechnisch veränderte Organismen" abzuschaffen, heißt es in einer Pressemitteilung der Landkreis-Grünen am Sonntag.
Grünen-Kreisvorsitzende Gabriele Bayer fordert MdL Albert Füracker (CSU) in seiner neuen Egenschaft als Vorsitzenden des Bayerischen Landwirtschaftsausschusses auf, sich für die Beibehaltung der Nulltoleranz-Grenze einzusetzen und auf den Bauernverband einzuwirken, die Postkartenaktion sofort zu beenden.
Der Bauernverband wolle den Landwirten weismachen, zum Gen-Soja gäbe es keine Alternative. Außerdem werde vom Bauernverband die Angst geschürt, eiweißhaltige Futtermittel würden verknappen, weil das Ausland wegen der strengen Null-Toleranz-Grenze in Deutschland den Export nach Deutschland zurückfahren würde, hieß es von den Grünen. Es gäbe aber schon heute sehr gute Alternativen zum Gen-Soja.
Bayer forderte die Funktionäre im Bauernverband sowohl im Landkreis Neumarkt wie auch auf Landesebene auf, die "Manipulation der Landwirte" zu unterlassen und nicht den Eindruck zu erwecken, dass sich ohne Gentechnik-Futter das Fleisch und die Milchprodukte extrem verteuern würden.
Bei einem jährlichen Import von 36,5 Millionen Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot in Europa stelle eine Verunreinigung durch nur 0,1 Prozent verbotener Futtermittel immerhin eine Menge von 3.650 Tonnen dar.
Damit würde der weiteren Kontamination und unkontrollierten Verbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen Tür und Tor geöffnet.
Aigner soll die Nulltoleranzgrenze beibehalten, fordert Roland Schlusche, Kreisvorsitzender der Grünen.
Von der CSU fordert Schlusche, "endlich Farbe zu bekennen". Die Bürger würden Klarheit erwarten, welche Strategie die CSU in Sachen Gentechnik und Nulltoleranzgrenze verfolge.
25.10.09
Gute Stimmung
NEUMARKT. "Super-Wahlergebnisse" - bei der Jahreshauptversammlung der Kreis-Grünen in Neumarkt war die Stimmung "so gut wie nie".
Viele neue Mitglieder und Interessierte, "Super-Wahlergebnisse" bei den letzten vier Wahlen, besonders bei der Bundestagswahl und die geplante Gründung eines neuen Ortsverbandes in Pyrbaum sorgten für gute Laune bei den Grünen. Die "schwarzgelbe Atom- und Gentechnikmehrheit" durch Union und FDP wurde als "Kampfansage" verstanden.
Gabriele Bayer und Dr. Roland Schlusche wurden als Vorsitzende des Kreisverbandes wiedergewählt. Als Beisitzer im Vorstand wurden Johanna Stehrenberg, Sigrid Steinbauer-Erler und Thomas Leykam bestimmt. Bezirksvorsizender Stefan Schmidt wurde für das Bundesdelegiertenamt, Horst Wild und Roland Schlusche für das Landesdelegiertenamt, Gabriele Bayer und Roland Schlusche für das Bezirksdelegiertenamt gewählt.
Im Landkreis sei noch "viel Potential für grüne Themen und grüne Wahlstimmen" drin, so Gabriele Bayer. Dieses Potential gelte es in den nächsten Jahren zu aktivieren. Die "magische Zehn-Prozent-Hürde" wurde schließlich in Postbauer-Heng und Neumarkt schon gerissen. Das Ziel sei die Zehn-Prozent-Marke bei den nächsten Wahlen auch noch in Pyrbaum, Lupburg und Freystadt.
Die wahlfreie Zeit wollen die Grünen für die inhaltliche Auseinandersetzung und die Positionierung zu den grünen Kernthemen und des neuen "grünen Gesellschaftsvertrages" im Landkreis nutzen. Die Regionalisierung wollen die Grünen im Landkreis zum zentralen Thema machen. "Von der Region für die Region" solle zum "Kriterium Nr. 1" bei politischen Entscheidungen werden.
Außerdem wollen die Grünen der Pflege eine "politische Stimme" im Landkreis geben und auch die Themen Bildung und Wirtschaft sollen ausgebaut werden.
07.10.09
Vorwurf erneuert
NEUMARKT. Grünen-Kreisvorsitzende Gabriele Bayer bleibt bei ihrem Vorwurf der mangelhaften Beratung durch den Bauernverband.
Es gehe ihr aber nicht um die Beratung bei Buchhaltungs- oder Rechtsfragen, heißt es in einer Pressemitteilung zum Bauernverband, der entsprechende Formulierungen der Grünen als "unredlichen Wahlkampf auf Kosten anderer" zurückgewiesen hatte (
wir berichteten).
Beratungen zum operativen Geschäft der Bauern stelle sie nicht in Frage, erklärte Bayer. Sie kritisiere die strategische Zukunftsberatung des Bauernverbandes in die Richtung, mehr auf Masse und Spezialsisierung zu setzen. Zuletzt sollten die Bauern auch noch Gentechnik anbauen.
Der Bauernverband sei mit verantwortlich, dass die Bauern heute abhängig von der Großindustrie seien und die Preise verfallen, so dass die Bauern teilweise ihre riesigen Investitionen nicht mehr tilgen können, hieß es. Die nächsten Generationen würden für diese Fehler bezahlen müssen.
Die CSU und der Bauernverband hätten sich zu "Handlangern der Großindustrie gemacht, die den Nahrungsmittelsektor komplett kontrollieren wollen", erklärte Bayer.
18.09.09
"Heimtückische Attacke"

MdB Alois Karl - hier bei einer Rede im Deutschen Bundestag.
Foto:Archiv
NEUMARKT. Nach Meinung von MdB Alois Karl war die "heimtückische" Milch-Attacke gegen ihn am Montag-Mittag "offensichtlich geplant".
Die Frau war "zielgerichtet" auf ihn losgegangen und habe den Inhalt einer 20-Liter-Milchkanne über ihn ausgeschüttet, erklärte der Bundestagsabgeordnete in einer schriftlichen Stellungnahme zu der Attacke (
wir berichteten mehrmals), nachdem er bereits vorher schon in einem Telefonat mit
neumarktonline Stellung genommen hatte (
Bericht hier).
Er habe auf die Attacke "reflexartig mit einer leichten Ohrfeige" reagiert, erklärte Karl.
Aktualisierung
Die 40jährige Bäuerin überlegt, ob sie eine Anzeige gegen den Abgeordneten stellen soll.
Sie habe sich nach dem Schlag zur Behandlung in eine Klinik begeben, wo eine Halswirbelsäulenprellung diagnostiziert worden sei, erzählte sie gegenüber Journalisten.
Noch vor seiner Rede beim politischen Frühschoppen auf der Trautmannshofener Kirchweih habe er den Dialog mit den Vertretern des Bunds Deutscher Milchviehhalter (BDM) gesucht. Er sei dabei vor dem Festzelt mit wüsten Beschimpfungen überhäuft worden. "Trotz der aggressiven, feindseligen Stimmung" habe er aber sachlich mit den BDM-Vertretern argumentierte, "während mehrere Bauern den Inhalt ihrer Milchkannen aus Protest in einen Gully schütteten".
Alle Anwesenden seien dann von der "heimtückischen und offensichtlich geplanten Attacke" der Bäuerin überrascht worden.
MdB Karl bedauert die "unnötige Eskalation nach dem durchaus strittigen Diskurs", erklärte er in seiner Stellungnahme.
In seiner Ansprache im Festzelt kurz nach der Attacke betonte Karl, daß die Milchbauern in einer "verzweifelten Lage" seien: "Sie haben unsere Solidarität verdient". Die CSU stehe wie keine andere Partei an der Seite der Landwirte. Ihr Anliegen eines fairen Milchpreises sei absolut berechtigt.
In einer Stellungnahme des Grünen-Kreisverbandes wurde Verständnis für die Attacke der Frau geäußert und die Reaktion von MdB Karl hart kritisiert. In der Stellungnahme war auch von einer Halswirbelsäulenprellung die Rede, die sich die Frau durch die Ohrfeige des Abgeordneten zugezogen haben soll.
30 Minuten später wurde die Presse-Erklärung allerdings von den Grünen selbst wieder zurückgezogen. Das Geschehen werde derzeit "zu unterschiedlich dargestellt", hieß es zur Begründung.
14.09.09