Fast 40 HIV-Fälle
NEUMARKT. Im Landkreis Neumarkt gibt es knapp 40 HIV-positive Menschen, teilte das Neumarkter Gesundheitsamt zum bevorstehenden Welt-AIDS-Tag mit. In der Oberpfalz werden 450 Fälle gezählt - darunter vergleichsweie sehr viele Frauen.
Zum Welt-AIDS-Tag wies das Gesundheitsamt am Donnerstag auf die Eigenverantwortung des einzelnen Menschen hinsichtlich seines Sexualverhaltens hin. Das Motto des diesjährigen Welt-AIDS-Tages heißt: "Gemeinsam gegen AIDS – wir übernehmen Verantwortung für uns selbst und andere!"
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland verharrt auf unverändert hohem Niveau. Jährlich handelt es sich um annähernd 3000 Neuinfektionen mit dem AIDS-Erreger HIV. Seit 2001 ist die Zahl der registrierten Fälle kontinuierlich gestiegen. Als Ursachen gelten auch eine zunehmende Sorglosigkeit in den bekannten Risikogruppen sowie auch ein Anstieg der Syphilis, die eine HIV-Infektion begünstigt.
Nach wie vor sind homosexuell erworbene Infektionen am häufigsten, dicht gefolgt von den heterosexuell erworbenen Ansteckungen, welche allerdings zu einem beträchtlichen Teil (etwa ein Drittel) im Ausland während eines Urlaubs stattfinden.
Etwa 20 Prozent der Infektionen wurden bei Menschen festgestellt, die aus Ländern vor allem Afrikas und Asiens, den sogenannten Hochprävalenzländern, stammen und die ihre Infektion bereits in ihrem Heimatland erworben und im Zuge der Migration nach Deutschland mitgebracht haben.
Der Anteil der Menschen, die sich die HIV-Infektion beim Drogengebrauch zugezogen haben, hat sich hingegen in den letzten Jahren auf derzeit rund zehn Prozent deutlich verringert.
Diese Daten sind auch auf die Oberpfalz übertragbar, hieß es:
Hier muss von einer Fallzahl von etwa 450 HIV-Positiven ausgegangen werden, davon allein im Landkreis Neumarkt knapp 40 Fälle.
Rund 30 Prozent der HIV-Positiven in der Oberpfalz sind Frauen, rund 70 Prozent Männer. Der Anteil der Frauen liegt somit im Oberpfälzer Raum deutlich höher als dies in offiziellen Statistiken für Deutschland angegeben wird.
Der größte Teil der HIV-Positiven, die in der Region leben, stammt aus der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen, gefolgt von der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen.
Aktuell erhalten über 80 Prozent der HIV-Positiven eine sogenannte antiretrovirale Kombinationstherapie. Heilen kann man die Infektion damit zwar nicht, aber sie gut behandeln. Ein Mensch mit HIV kann heute bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung mit einer fast normalen Lebenserwartung rechnen. Man muss die Medikamente aber lebenslang jeden Tag einnehmen. Und das ist nicht immer leicht, zum Beispiel am Arbeitsplatz, wenn Fragen dazu aus dem Kollegenkreis kommen und man seine Infektion nicht offen legen möchte.
Ein Versteckspiel kann viel Kraft kosten. Aber immer noch kann es nach Bekanntwerden einer HIV-Infektion zu Mobbing, zum "Karriereknick" oder sogar zu Kündigungen kommen, hieß es. Da gibt es Angst vor einer Ansteckung, die jedoch im alltäglichen Umgang in der Arbeitswelt gar nicht möglich ist. Oder Arbeitgeber befürchten, dass HIV-Infizierte nicht mehr leistungsfähig sind. Dabei zeigt die Erfahrung, dass HIV-positive Arbeitnehmer im Schnitt genauso leistungsfähig sind wie ihre Kollegen, hieß es vom Geundheitsamt.
Oft fehlt den Betroffenen auch die notwendige Unterstützung ihres Freundeskreises. Viele Menschen mit HIV trauen sich nicht, den HIV-Status ihren Freunden mitzuteilen - aus Angst vor Zurückweisung, Ausgrenzung und Ablehnung.
Diese Ängste und Befürchtungen führen offenbar dazu, dass viele Menschen mit HIV ihre Infektion selbst im engsten Freundes- und Familienkreis nicht offenlegen können. So leben zwar immer mehr Menschen mit HIV in Deutschland, HIV wird aber immer "unsichtbarer". Dies mache Betroffenen ein
Outing noch schwerer.
Um HIV-Infektionen zu vermeiden, betreibt das Gesundheitsamt seit vielen Jahren präventive Aufklärungsarbeit. Zudem werden kostenlose und anonyme AIDS-Beratungen und HIV-Tests angeboten.
Aktuell wird am 6. Dezember in der Aula des Landratsamtes für die Schüler des Ostendorfer
Gymnasiums und der Mädchenrealschule das Theaterstück "Dossier: Akkerman" aufgeführt, in dem die zwischenmenschlichen Konflikte und Spannungen bei Auftreten einer HIV-Infektion deutlich vor Augen geführt werden.
25.11.10
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