Weiter "rote Zahlen"

Pfleiderer stellte die Quartalszahlen vor.
Foto:Pfleiderer
NEUMARKT. Trotz überraschend starker Umsatz-Steigerungen bleibt Pfleiderer auch im zweiten Quartal in den "Roten Zahlen". Der Neumarkter Konzern machte 7,2 Millionen Euro Verlust im Vergleich zu 2,9 Millionen im Jahr zuvor.
Doch die Pfleiderer AG habe im zweiten Quartal 2010 an den sich zum Ende des ersten
Quartals abzeichnenden positiven Trend angeknüpft, hieß es am Donnerstag bei der Vorstellung der neuesten Zahlen. Der Umsatz erhöhte
sich vom ersten zum zweiten Quartal 2010 um 7,3 Prozent auf 381,4 Millionen
Euro.
Im ersten Halbjahr 2010 lag der Umsatz des Holzwerkstoffherstellers
mit 737,0 Millionen Euro um 6,4 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres. Für
diesen Anstieg waren auf der einen Seite zur Hälfte Wechselkurseffekte
und auf der anderen Seite Volumenzuwächse sowie Preissteigerungen verantwortlich.
Der Auslandsanteil am Umsatz erreichte im ersten Halbjahr
71,8 Prozent nach 71,5 Prozent im Vorjahreshalbjahr.
Wegen der im Halbjahresvergleich um 5,2 Prozentpunkte auf 56,8 Prozent gestiegenen
Materialkostenquote ging das Bruttoergebnis im Berichtszeitraum
von 181,7 Millionen Euro auf 157,8 Millionen Euro zurück. Bezogen auf den Vergleich
der ersten sechs Monate sank die Bruttomarge von 26,2 Prozent auf
21,4 Prozent, im Vergleich der ersten beiden Quartale 2010 konnte Pfleiderer jedoch
die Marge um einen Prozentpunkt verbessern und den positiven Trend
bestätigen. Die sonstigen betrieblichen Erträge von 6,3 Millionen Euro setzten
sich unter anderem aus Versicherungsentschädigungen, Kursgewinnen und
Auflösung von Wertberichtigungen auf Kundenforderungen zusammen.
Das EBITDA nahm im ersten Halbjahr 2010 auf 53,7 Millionen Euro nach 79,1
Millionen Euro im Vorjahr ab. Damit lag die EBITDA-Marge in der Berichtsperiode
bei 7,2 Prozent nach 11,4 Prozent vor einem Jahr. Positive Wechselkurseffekte insbesondere
aus dem polnischen Zloty sowie dem kanadischen Dollar haben
4,1 Millionen Euro zum Ergebnis beigetragen.
Das EBIT lag mit -6,5 Millionen Euro
unter dem Vorjahresniveau (22,6 Millionen Euro). Hier wirkten sich Abschreibungen
in Höhe von 60,2 Millionen Euro (56,5 Millionen Euro im Vorjahr) aus.
Deutlich positiver stellten sich die Ergebnisse im Quartalsvergleich dar, die
damit ebenfalls den allgemein positiven Trend bestätigen. So verzeichnete
die Pfleiderer AG beim EBITDA im zweiten Quartal 2010 einen deutlichen
Anstieg von 26,4 Millionen Euro im Vorjahresquartal um 16,1 Prozent auf jetzt 31,5
Millionen Euro. Das EBIT lag mit -0,4. Millionen Euro exakt auf dem Niveau des zweiten
Quartals 2009.
Im ersten Halbjahr 2010 belief sich das Finanzergebnis auf -14,5 Millionen Euro,
nachdem im Vorjahr -26,3 Millionen Euro ausgewiesen wurden. Hierin wirkte im
Zinsaufwand mit 6,1 Millionen Euro die Auflösung abgegrenzter Transaktionskosten
für die Neufinanzierung des Konzerns. Das sonstige Finanzergebnis
in Höhe von 24,7 Millionen Euro beinhaltet hauptsächlich Erträge aus der stichtagsbezogenen
Fremdwährungsbewertung von Finanzpositionen.
Das Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten vor Ertragssteuern summierte
sich auf -21,0 Millionen Euro nach -3,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Im ersten
Halbjahr wurde ein latenter Steuerertrag verbucht, der insgesamt zu
einem positiven Steuersaldo von 3,1 Millionen Euro beitrug. Nicht fortzuführende
Aktivitäten trugen aufgrund von Steuernachzahlungen mit einem Verlust
von 1,0 Millionen Euro zum Periodenergebnis von -18,9 Millionen Euro bei. Davon
entfallen Verlustanteile von 1,0 Millionen Euro auf Minderheitsgesellschafter.
Darüber hinaus werden in der G&V weiterhin die Ansprüche der Hybridkapi3
talgeber in Höhe von 9,2 Millionen Euro ausgewiesen, auch wenn diese derzeit
nicht ausgezahlt, sondern als Verbindlichkeiten in der Bilanz ausgewiesen
werden.
Für die Aktionäre der Pfleiderer AG verblieb damit ein Ergebnisanteil von
-27,1 Millionen Euro verglichen mit -2,8 Millionen Euro vor einem Jahr. Dies entspricht
einem unverwässerten Ergebnis je Aktie der fortzuführenden Aktivitäten
von -0,45 Euro nach -0,05 Euro für die Vergleichsperiode des Vorjahres.
"Wir sehen in allen unseren Märkten Erholungstendenzen, lediglich das
nordamerikanische Laminatgeschäft entzieht sich diesem Trend", erklärte Vorstandsvorsitzender Hans H. Overdiek. Mit der
Verstetigung der positiven Entwicklung sollte die Talsohle durchschritten
sein. Vorrangiges Ziel sei es jetzt, die Bruttomarge weiter
zu verbessern und die Schulden wie angekündigt deutlich um 350 Millionen
Euro in den nächsten Jahren zu reduzieren. "Zur Kompensation der hohen
Rohstoffkosten werden wir weiter an der Verbesserung unserer Kostenstrukturen
und der Erhöhung unserer Produktionseffizienz arbeiten. Hier
liegen noch ein paar Baustellen vor uns", sagte Overdiek.
Die Entwicklung der Regionen Westeuropa, Osteuropa und Nordamerika, in
denen das Unternehmen tätig ist, spiegele im Wesentlichen die konjunkturelle
Lage der jeweiligen Märkte wider, hieß es.
In Osteuropa konnte Pfleiderer sowohl
die Volumina als auch die Preise kräftig steigern, so dass sich die Ergebnissituation
im zweiten Quartal ins Positive gedreht hat.
In Westeuropa
wurden die Preise unbeschichteter Platten erhöht, wohingegen bei beschichteten
Platten noch Nachholbedarf besteht. Die hatten allerdings
in der Rezession auch deutlich geringere Rückgänge verzeichnet. Das Volumenwachstum
konzentrierte sich in Westeuropa hauptsächlich auf beschichtete
Platten.
In Nordamerika verlief die Entwicklung etwas differenzierter.
Während Platten deutliche Volumensteigerungen verbuchten, gin4
gen die Absätze bei Laminatfußboden zurück. Beide Produktgruppen hatten
mit sinkenden Preisen zu kämpfen, was zum Teil aber durch sinkende Rohstoffkosten
kompensiert wurde.
Im ersten Halbjahr 2010 verzeichnete die Pfleiderer AG aus laufender Geschäftstätigkeit
einen Zufluss von 9,2 Millionen Euro, verglichen mit einem Abfluss
von 54,0 Millionen Euro vor einem Jahr. Dieser Zufluss ist zum einen den
Abschreibungen in Höhe von 57,2 Millionen Euro sowie der Veränderung kurzfristiger
Passiva um 40,6 Millionen Euro geschuldet. Gegenläufig wirkte sowohl
das negative EBIT als auch der Aufbau der Vorräte sowie Forderungen. Die
Nettoverschuldung des Konzerns stieg vor allem aufgrund von Währungseffekten
und Investitionen gegenüber dem 31. Dezember 2009 um 109,2 Millionen
Euro auf 963,4 Millionen Euro. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital
(Gearing) stieg damit von 135,2 Prozent auf 140,2 Prozent.
Die Investitionen inklusive geleisteter Anzahlungen sanken im Berichtszeitraum
gegenüber der ersten Jahreshälfte 2009 um 26,1 Prozent auf 45,7 Millionen Euro.
Davon entfielen 9,0 Millionen Euro auf die Region Westeuropa. In Nordamerika
wurden 29,2 Millionen Euro investiert, wovon der Großteil die Fertigstellung
des MDF-Werks in Moncure/North Carolina betraf. In Osteuropa wurden 7,3
Millionen Euro investiert.
Die Zahl der Mitarbeiter sank im Vergleich zum 30.
Juni 2009 von 5.620 auf 5.579. Während in Nordamerika die Zahl der Beschäftigten
durch den Produktionsbeginn des nach Moncure verlagerten
MDF-Werks um 7,9 Prozent zulegte, ergab sich in Osteuropa als Folge von Kostensenkungsmaßnahmen
ein Abbau um 2,0 Prozent. In Westeuropa nahm die
Belegschaft um 3,2 Prozent ab.
Für Juli und August rechnet die Pfleiderer AG saisonal bedingt mit einem
etwas schwächeren Geschäft, bevor im September die typische Herbstbelebung
wieder einsetzen sollte. Das Unternehmen geht davon aus, dass
das zweite Halbjahr insgesamt stärker als das erste sein wird. Für das Gesamtjahr
bleibt es bei der Einschätzung, dass das Geschäftsjahr 2010 mit
einem Umsatz knapp unterhalb von 1,5 Milliarden Euro abgeschlossen
werden kann.
Trotz der insgesamt positiven Entwicklung geht der Holzwerkstoffhersteller
für das Gesamtjahr nach wie vor von einem Verlust aus.
Eine weitere nachhaltige Verbesserung der Ergebnissituation wird für 2011
erwartet, hieß es.
19.08.10
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