Pfleiderer protestiert


Bei einer früheren Besprechung mit dem OB: Dirk Jaspers (Geschäftsführer wodego GmbH), Herbert Götz (Geschäftsführer Jura-Spedition), OB Thomas Thumann, Michael Wolff (Vorsitzender Geschäftsführer der Pfleiderer Holzwerkstoffe) und Dr. Axel Knörr (Leitung Zentraler Umweltschutz) (v.l.)
Foto:Pfleiderer
NEUMARKT. Die Firma Pfleiderer schießt scharf auf die am Donnerstag vorgestellte Wirtschaftlichkeitsberechnung für ein städtisches Biomassekraftwerk.

Die zugrund liegenden Annahmen dafür träfen nicht zu oder widersprächen bisherigen Aussagen der Stadt, heißt es in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Tomas Thumann, den der Vorsitzende der Geschäftsführung Michael Wolf und die Geschäftsführerin Business Unit wodego, Ulrike Hilfer, wenige Stunden nach den Veröffentlichungen in neumarktonline (Bericht hier) unterzeichnet hatten.

Pfleiderer hatte schon in den Jahren 2006 (Bericht hier) und 2007 (Bericht hier) massiv Front gegen die Pläne der Stadt gemacht, ein Kraftwerk mit Holz-Verfeuerung zu bauen - man fürchtete offensichtlich eine Konkurrenz-Situation beim Einkauf.

Der Offene Brief vom Freitag könnte Auswirkungen auf die Sondersitzung des Stadtrates haben, die für Samstag nächster Woche geplant ist.

neumarktonline veröffentlicht den "Offenen Brief" im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Thumann,

aus den Medien haben wir von der aktuellen Wirtschaftlichkeitsberechnung erfahren, die Herr Dr. Maurer für das geplante Biomassekraftwerk durchgeführt hat. Da dieser Berechnung Annahmen zugrunde liegen, die nicht zutreffen bzw. bisherigen Aussagen der Stadt widersprechen, können wir Herrn Dr. Maurers Ergebnisse nicht unkommentiert lassen.

Herr Dr. Maurer geht in seiner Berechnung von rückläufigen Produktions- und Absatzzahlen für Spanplatten aus, da es hier Überkapazitäten gebe. Diese Aussage ist prinzipiell richtig. Allerdings ist der Markt für Holzwerkstoffe von der Beschaffungsseite wegen der Kostenstrukturen sehr regional geprägt. Für die in Neumarkt ansässige wodego GmbH ist die Behauptung also schlichtweg falsch. Als größtes Spanplattenwerk Europas mit einer Kapazität von über 900 Tausend Kubikmetern ist unser hier beheimatetes Werk äußerst wettbewerbsfähig und durchgehend voll ausgelastet.

Um unsere Erfolgsgeschichte am Standort weiter fortschreiben zu können, sind wir aber auf eine zuverlässige Versorgung mit Hackschnitzel und Industrieholz angewiesen. Bisher hatte die Stadt in diesem Zusammenhang auch beteuert, dass das geplante Biomassekraftwerk ausschließlich mit Abfallhölzern betrieben werden soll, die wir ohnehin nicht verarbeiten könnten. Dem widerspricht Herr Dr. Maurer mit seiner Wirtschaftlichkeitsberechnung nun erstmals öffentlich, indem er Hackschnitzel und Industrieholz als potenziellen Brennstoff einbezieht.

Die Stadt Neumarkt tritt damit in eine Konkurrenzsituation mit der Pfleiderer AG um spanplattentaugliches Holz ein - das die Stadtwerke verbrennen und wir stofflich verwerten wollen. Vor dieser Situation haben wir bereits in unserem Schreiben vom 1. Oktober 2008 an Sie, das wir in der Anlage beifügen, gewarnt. Nun sehen wir uns leider in den damals geäußerten Bedenken bestätigt.

Abgesehen davon scheint Herr Dr. Maurer seine Berechnung auch auf der falschen Annahme zu begründen, dass der Preis für Hackschnitzel im ungünstigsten Fall pro Jahr um höchstens fünf Prozent steigen würde. Fakt ist jedoch, dass die Preise allein in den letzten zwölf Monaten um mehr als 20 Prozent gestiegen sind. Über die letzten fünf Jahre hinweg haben sich Hackschnitzel sogar um über 50 Prozent verteuert. Eine aktuelle Übersicht und unabhängige Prognose zur Preisentwicklung auf dem Holz-Markt stellen wir Ihnen und Herrn Dr. Maurer gerne erneut zur Verfügung.

Wie Sie wissen, ist Holz unser wichtigster Rohstoff. Daher legen wir auch größten Wert auf den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen. Wir begrüßen Bemühungen, überschüssige Wärme als Fernwärme zu nutzen und führen diesbezüglich bereits Gespräche mit den Neumarkter Stadtwerken. Wie Ihnen bekannt ist, sind wir gerne bereit, die überschüssige Wärme unseres Kraftwerks zur Verfügung zu stellen, um große Teile Neumarkts zu heizen, anstatt den Überschuss durch den Schornstein an die Atmosphäre abzugeben. Die hierfür notwendige Investition würde einen Bruchteil dessen kosten, was die Stadt für ein neues Biomassekraftwerk auszugeben bereit ist.

Für ein konstruktives Gespräch im Zusammenhang mit den Plänen der Stadt Neumarkt stehe ich Ihnen natürlich gerne weiterhin zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Wolf, Vorsitzender Geschäftsführung
Ulrike Hilfer, Geschäftsführerin Business Unit wodego
09.04.10
neumarktonline: Pfleiderer protestiert
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


ISSN 1614-2853
20. Jahrgang
Zur Titelseite Neumarkter Zeitung
ISSN 1614-2853
20. Jahrgang
ISSN 1614-2853
15. Jahrgang