Gedanken zu Heilig Drei König

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Ein "Navi-Gerät" im Auto ist immer noch ein kleines Wunderwerk der Technik. Es sagt uns rechtzeitig, wo es lang geht, wo rechts oder links abzubiegen ist oder dass wir in einem ganz bestimmten Moment dem Straßenverlauf zu folgen haben.

Aber das Entscheidende an diesem Navigationssystem ist die genaue Zielangabe. Ist dann das Ziel genau bestimmt, dann kann man sich mit einem solchen Gerät auch in einer völlig fremden Stadt oder Gegend gut zurechtfinden und sich die umständliche Suche auf einer Landkarte oder auf einem Stadtplan ersparen.

Aber solche Pläne und Karten sind auch erst eine modernere Errungenschaft. In der alten Welt war man zu Land oder zur See vor allem auf die Sterne angewiesen. So bediente man sich zum Beispiel in Babylonien schon sehr früh der Sternenkunde, der Astronomie, oft auch noch vermischt mit Astrologie. Solch sternenkundige Leute aus dem Osten, Magier genannt, werden am Dreikönigstag im Matthäusevangelium auch als Besucher beim Christkind in Bethlehem vorgestellt.

Waren sie nun Könige oder Sternforscher? Könige wurden sie erst im Mittelalter aufgrund ihrer königlichen Geschenke, die als Weihrauch, Myrrhe und Gold bezeichnet werden. Wie aber kamen diese Magier und Sterndeuter mithilfe ihres damaligen Navigationsgeräts "Stern" an ihr Ziel? Es bedurfte einer recht gefahrvollen Umleitung über die Stadt Jerusalem und dessen König Herodes. Denn es gab anscheinend im damaligen Orient eine uralte Erzählung von einem besonderen Königskind, das unter einem bestimmten Sternbild in Jerusalem zur Welt kommen und der ganzen Welt Heil und Rettung bringen sollte.

Aber was ist denn eigentlich der Bethlehemsstern? Da gibt es mehrfache Deutungen vom Wunderstern bis hin zur "Konjunktion", also dem engen Beieinanderstehen der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische im Jahr 4 vor Christus.

Aber warum vertrauten die Sterndeuter aus dem Osten trotz des misstrauischen und eifersüchtigen Herodes ihrem "Navi-Gerät" Stern bis zuletzt? Warum ließen sie sich nicht von ihrem Weg abbringen? Vielleicht war es so etwas wie die Ursehnsucht des Menschen nach dem Heiligen und Göttlichen, die Ursehnsucht nach dem Messias und Retterkind. Diese Herzenssehnsucht trieb die Sterndeuter, die die Bibel als Stellvertreter für alle Nichtchristen und Nichtgetauften an der Krippe sieht, voran und brachte sie an ihr Ziel.

Das Hochfest vom 6. Januar "Erscheinung des Herrn" stellt natürlich auch an jeden von uns die Frage: Worauf richtet sich meine Sehnsucht? Was ist mein geistliches Navigationssystem? Welchem Stern oder welchen Sternen folge ich? Was bringt mich wirklich ans Ziel meiner Sehnsucht und Sehnsüchte und inwiefern ist der Glaube dabei eine "Suchgerät" oder eine "Suchmaschine", die mir hilft, den Stern meines Lebens zu finden.

Das Entscheidende dabei aber ist der Aufbruch ähnlich wie bei den Magiern aus dem Osten und das Entscheidende ist, dass wir uns vom Ziel unserer Sehnsucht nicht abbringen lassen, auch nicht durch widrige Umstände.
05.01.10
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