"Hörsaal" auf der Baustelle


31 Studenten nehmen an dem einzigartigen Kooperations-
projekt des Bauunternehmens Klebl und der Fachhochschule
Regensburg in diesem Jahr teil.
Foto: Klebl
NEUMARKT. In dieser Woche fällt beim Bauunternehmen Klebl in Neumarkt wieder der Startschuss für ein einzigartiges Hochschulprojekt: Studenten können "Fertigteilbau" als zusätzliches Studienfach belegen.

In einer deutschlandweit einmaligen Kooperation arbeiten die Fachhochschule Regensburg und das Bauunternehmen aus Neumarkt zusammen, um die Studenten "fit für die Baustellen der Zukunft" zu machen. Insgesamt starten in diesem Jahr 31 Studenten in das nun an der Hochschule fest etablierte Wahlpflichtfach.

Professor Dr. Andreas Maurial, der Dekan des Fachbereichs Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Regensburg, sieht in dem neuen Studienangebot "einen ganz neuen Ansatz, um an Praxis-Know-how" zu kommen. Nach zwei erfolgreichen Veranstaltung in den Jahren 2007 und 2008 wird das Praxis-Studienfach heuer zum dritten Mal angeboten.

"Der Bau mit Beton-Fertigteilen wird auf deutschen Baustellen in Zukunft eine immer größere Rolle spielen", sagt Wolfgang Kelch, der Geschäftsführer der Klebl Baulogistik GmbH in Neumarkt. Er hat den neuen Studiengang initiiert und koordiniert das Modellprojekt bei dem Bauunternehmen. "Wir wollen zeigen, dass Beton ein Zukunftswerkstoff ist", sagt Kelch. Klebl will mit dem neuen Angebot die Fertigteil-Kompetenz im Raum Neumarkt weiter ausbauen. Unterstützt wird das Unternehmen dabei auch von der Betonmarketing Süd GmbH und von Verband Betonbauteile Bayern.

Die Sparte Fertigteilbau ist bei Klebl in den vergangenen Jahren – gegen den Markttrend in Deutschland – stark gewachsen. Während das Marktvolumen an Fertigteilen in den vergangenen Jahren, auch aufgrund der Krise in der Baubranche, um fast ein Drittel zurückgegangen ist, hat das Neumarkter Unternehmen seinen Fertigteil-Absatz seit 1997 auf über 400.000 Tonnen im vergangenen Jahr steigern können.

Heute besitzt Klebl neben dem Stammwerk in Neumarkt bundesweit fünf Werke, in denen die Fertigteile aus Beton gegossen werden. Die schwersten Teile wiegen bis zu 100 Tonnen. Die längsten Binder messen bis zu 45 Meter, die längste Stütze 32 Meter. Insgesamt hat Klebl 2008 mit bundesweit rund 1200 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 365 Millionen Euro erwirtschaftet.

Fertigteile gelten als schnelle und hochwirtschaftliche Lösung und machen den Ablauf auf Baustellen häufig viel einfacher, als Planungen mit herkömmlichen, vor Ort gegossenen Decken und Wände, hieß es: Die Vorfertigung ist vom Wetter unabhängig und lange Schalungs- und Aushärtungsphasen entfallen. Besonders Großkunden würden zunehmend auf diese Lösungen setzen: Für Porsche, BMW, Audi, Kaufland, Netto, Rewe und die US-Armee hat das Oberpfälzer Unternehmen bisher bereits jeweils mehrere Aufträge im ein- oder zweistelligen Millionenbereich umgesetzt.

Trotz des großen Erfolgs stellt Martin Schaller, Geschäftsführer von von vier Klebl-Produktionsstandorten, immer wieder fest, daß viele Architekten, Planer und Bauingenieure "die großen Möglichkeiten des Baus mit konstruktiven Fertigteilen noch viel zu wenig kennen". Das sei einer der Gründe gewesen, warum Klebl gemeinsam mit dem Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Regensburg initiiert hat. Die Bauplanung sei bisher noch viel zu wenig auf die konstruktiven Fertigteile eingestellt, sagt Martin Schaller. Mit dem neuen Studiengang will Klebl auch eigenen Nachwuchs an Bauingenieuren gewinnen und die Forschung vorantreiben.

Die 31 Studenten aus dem sechsten und siebten Semester, die sich in diesem Jahr für das Wahlfach entschieden haben, absolvieren bis Ende Dezember bei Klebl in Neumarkt insgesamt drei Praxistage. Zusätzlich geben drei Professoren der FH Regensburg den Studenten einen Tag lang theoretischen Input zum Thema Fertigteil-Konstruktionen und werden dabei auch ein extra konstruiertes konstruktives Beton-Fertigteil produzieren.

"Das neue Studienfach ist eine echte Bereicherung für unsere Hochschule", sagt FH-Dekan Professor Maurial. Damit werde der Kontakt zur Praxis noch enger. "Und davon profitieren die Studenten, die Hochschule und auch das Unternehmen", erklärt Maurial, der in der Zusammenarbeit mit Klebl ein Modell für eine beispielhafte Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft sieht.
22.10.09
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