Alte B 299: Daumen gesenkt

Dutzende von Sengenthalern demonstrierten vor dem Neumarkter Rathaus für eine "faire Lösung".

Viele Zuhörer standen vor der Tür, konnten der Sitzung aber
folgen.
NEUMARKT. Die alte B 299 zwischen dem Neumarkter Stadtteil Hasenheide und der Gemeinde Sengenthal bleibt auch weiterhin geschlossen. Das entschied der Neumarkter Stadtrat am Donnerstagabend mit 19:14 Stimmen vor zahlreichen Zuhörern - erstmals mußten Platzkarten ausgegeben werden.
Die UPW wandte sich bei der Abstimmung geschlossen gegen die probeweise Öffnung der alten Bundesstraße, wie es vor allem aus Sengenthal gewünscht worden wäre. Die CSU wie auch die anderen Parteien und Gruppieren stimmten "quer durch die Fraktionen ab".
Während sich der Neumarkter Oberbürgermeister Thomas Thumann erleichtert zeigte, daß der Stadtrat seiner Empfehlung gefolgt ist, war sein Sengenthaler Amtskollege verschnupft: "Bei gutnachbarschaftlichen Beziehungen hätte ich mir mehr Entgegenkommen erhofft", sagte Bürgermeister Brandenburger unmittelbar nach der Entscheidung.
Neumarkts OB hatte zuvor eindringlich darauf hingewiesen, daß man bei einer probeweisen Öffnung "auch den zweiten Schritt bedenken" sollte. Auf die beiden Gemeinden kämen bei einer Wiederöffnung der Straße erhebliche Risiken zu, nicht zuletzte Prozeßrisiken.
Deutlich gegen eine Wiederöffnung sprach sich auch Simon Hofmeister vom Wasserwirtschaftsamt aus: Diese Behörde habe immer den Rückbau gefordert, damit die Straße aus dem Wasserschutzgebiet heraus komme. Er ließ keinen zweifel daran, daß das Wasserwirtschaftsamt bei einer Wiederöffnung der Straße einen Ausbau nach
RiStWag ("Richtlinien für bautechnische Maßnahmen in Wassergewinnungsgebieten") verlangen werde - zweifellos keine billige Angelegenheit, von 1,3 Millionen Euro war die Rede.
Redner der CSU und auch SPD-Stadtrat Karl-Heinz Brandenburger sprachen sich für den Testbetrieb aus. Das sei vom damaligen Oberbürgermeister den Sengenthalers versprochen worden, hieß es. Brandenburger legte Wert darauf, daß er nicht deswegen für den Probebetrieb sei, weil sein Bruder in Sengenthal Bürgermeister ist. Vielmehr müsse man den Sengenthalern das damals gegebene Versprechen erfüllen, sonst würden künftig andere Nachbargemeinden Neumarkts sagen: "Mir glaub'n euch nix mehr; Sengenthal habts auch beschissen!"
Außerdem müsse man damit rechnen, daß durch die längere Strecke nach Neumarkt künftig viele Sengenthaler nach Mühlhausen zum Einkaufen fahren, hieß es vor allem von der CSU.
Die meisten anderen Wortmeldungen warnten vor einer Öffnung und wiesen darauf hin, daß immerhin ein gültiger Planfeststellungbeschluß bestehe. Damals seien doch alle Punkte ausgiebig erörtert worden, bevor man zu diesem Beschluß gekommen sei, sagt UPW-Sprecher Dr. Werner Mümmler, dessen Fraktion später geschlossen gegen die Wiederöffnung stimmte - ohne Fraktionszwang, rein aus einzelner Überzeugung, wie Mümmler betonte.
Eine große Zahl von Zuhörern stand bei der Stadtratssitzung vor dem Saal. Sie konnten aber durch die geöffnete Tür die Sitzung verfolgen.
Als sich wegen der vor der Sitzung kurzfristig veranstalteten Demonstration (
wir berichteten) abzeichnete, daß eine große Zahl von Zuhörern der Sitzung beiwohnen wolle, entschloß man sich im Rathaus kurzfristig, erstmals Platzkarten auszugeben - wer zuerst kam, hatte einen Sitzplatz.
Und dies kam vor allem den Zuhörern aus der Hasenheide zugute, die es sich bequem machten, während die Sengenthaler vor dem Rthaus noch Transparente schwenkten.
17.09.09
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