Schutt muß entsorgt werden

Die Gewerbebrache am Unteren Tor wird bald ihres "verschmutzten Hemdes" befreit. Zwischen einem und fünf Metern Tiefe muss das belastete Erdreich abgetragen werden.
Foto: Susanne Weigl
NEUMARKT. Das Ende des Zweiten Weltkrieges liegt gottlob zwei Generationen hinter uns - aber die ungute Erinnerung wird in diesen Tagen wieder wach: Als im Jahre 1945 die Bürger der beinahe total ausradierten Stadt daran gingen, den Kriegsschutt wegzuräumen, machten sie sich keine großen Sorgen um die "richtige" Entsorgung. Sie verteilten ihn kurzerhand an der Dammstraße, die dadurch ihren Namen erhielt, und legten gleichzeitig ein morastiges Gelände trocken.
So an die 100.000 Kubikmeter werden es wohl nun sein, für deren Abtransport 650 Lastwagenladungen erforderlich werden. Hinzu kommen für die "Saubermänner", die mit "eiserne Besen" wie Raupen und Bagger arbeiten, noch ein paar Kubikmeter belasteter Boden durch die Vornutzung durch eine Tankstelle und durch den ehemaligen Schlachthof. Das belastete Material muss weg, um einen "feinen" Bauplatz für das Fachmarktzentrum am Unteren Tor zu gewinnen. Für die Gesamt-Entsorgung auf dem Baufeld von 38.000 Quadratmetern muss die Stadt mit Kosten von rund vier Millionen Euro rechnen.
Erst nachdem das Grundstück "unbedenklich" ist, kann Investor Harry Krause mit dem Bau seines Fachmarktzentrums beginnen. Daher war es weitblickend von Oberbürgermeister Thomas Thumann und Stadtbaumeister Rudolf Müller-Tribbensee, dass sie nicht erst den neuen Erbpachtvertrag mit dem Bayreuther Partner abgewartet, sondern schon vorher mit den Bodenuntersuchungen das Feld bereitet haben.
Beauftragt war damit das auf Umweltuntersuchungen spezialisierte Nürnberger Ingenieurbüro Dr. Rietzler & Heidrich GmbH, das bereits beim "Umzug" von Esso-Rödl Bodenanalysen erstellte, die in das jetzige Projekt einflossen, wie am Freitag der zuständige Ingenieur Martin Steckermeier erläuterte.
Zu der Maßnahme gehört auch der Rückbau eines früheren Betriebsbrunnens, der eine Tiefe von 60 Metern erreicht. Er wird fachmännisch versiegelt, da er sich offenbar nicht in das Fachmarktzentrum integrieren lässt.
Wenn die 650 Lastwagenfuhren das Stadtgebiet verlassen, wird das sicherlich nicht ohne Behinderung des Verkehrs vor sich gehen. Aber was sind schon diese kleinen Unannehmlichkeiten im Vergleich zu den schweißtreibenden Strapazen, die einst zu Kriegsende jene Mitbürger dieser Stadt auf sich genommen haben, um den Schutt dorthin zu transportieren, wo er heute im Wege ist.
Erich Zwick
30.03.07
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