"Gezielte Kaderschulungen"

NEUMARKT. Die SPD im Landkreis will weiterhin Gaststätten gezielt meiden, in denen Rechtsradikale willkommen sind.

In einem Schreiben an den Bayerischen Gaststättenverband vermieden Kreisvorsitzende Carolin Braun und ihre Stellvertreter Barbara Schierl, Lothar Braun und Dirk Lippmann das Wort "Boykott". "Diejenigen Gastwirtschaften, die sich für solches Publikum entscheiden, können dies jederzeit in ihrem Ermessen tun. Nur steht es dann auch im Ermessen unserer Organisationen, unsere Versammlungen wo anders zu halten", heißt es in dem Brief, in dem drei Gaststätten in der Neumarkter Innenstadt, in Mühlhausen und in Wildenstein (Dietfurt) als Negativ-Beispiele genannt werden.

Die SPD-Sprecher wiesen Vorwürfe des Gaststättenverbandes zurück, Gastronomen würden "verteufelt oder gar kriminalisiert". In einigen Fällen habe man Gastwirten sogar schon helfen können, die unerwünschten Gäste loszuwerden, heißt es von der SPD. Zweifellos wüßten einige Gastronomen nicht, um wen es sich handelt, wenn eine Räumlichkeit gebucht wird. Die SPD: "In diesen Fällen werden wir auch sicher keinerlei Boykottaufrufe starten".

In den genannten drei Gastsätten wüßten die Wirte aber offenbar ganz genau über ihre Gäste Bescheid: Ein angebliches "Erstaunen" der Neumarkter Wirtin sei wenig glaubhaft, hieß es. In Mühlhausen hätten in diesem Jahr schon drei Skinheadkonzerte statt gefunden und die dortige Wirtin hätte sogar geäußert, dass "die Rechten gern gesehene Gäste sind". Und in Wildenstein würden sogar "gezielt Kaderschulungen der rechten Szene abgehalten". Seit fast zwei Jahre träfen sich dort regelmäßig überregional rechtsradikale Kameradschaften. "Normale Gäste" hätten dort Hausverbot erhalten.

Der Gaststättenverband wurde von der SPD aufgefordert, seine Gastwirte über die Gefahren zu informieren, die von den Rechtsradikalen ausgingen. Kreisvorsitzende Carolin Braun und die anderen Unterzeichner des Schreibens wiesen auf die im Kreistag gefaßte Resolution gegen rechte Tendenzen im Landkreis hin - und auch auf die Unannehmlichkeiten, die sich Gastwirte einhandeln können: erhöhtes Polizeiaufkommen, teilweise durch ganze Hundertschaften, oder Beobachtungen durch den Verfassungsschutz seien "sicher nicht im Sinne Ihrer Klientel", heißt es in dem Schreiben an den Gaststättenverband.

Dazu komme noch die "schlechte Publicity" - sowohl für den Berufstand der Gastronomen wie auch für die Region, wenn sich dort Rechtsradikale tummeln, heißt es abschließend in dem Offenen Brief..
10.11.06
neumarktonline: "Gezielte Kaderschulungen"
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