"Wichtigste Bürgerinitiative"

322 Delegierte der bayerischen Feuerwehren trugen beim Landesfeuerwehrverbandstag in der Hauptschule West den Politikern ihre Sorgen und Nöte vor.
Fotos: Erich Zwick

Staatsminister Dr. Günther Beckstein durfte sich nun schon zum
zweiten Mal in das Goldene Buch der Stadt Neumarkt eintra-
gen. Beim ersten Mal assistierte der damalige OB Alois Karl,
diesmal Thomas Thumann.
NEUMARKT. Als die "wichtigste Bürgerinitiative" lobte der Stellvertretende Bayerische Ministerpräsident und Staatsminister des Innern, Dr. Günther Beckstein, die bayerischen Feuerwehren. Als "Feuerwehr-Minister" eröffnete er am Samstag die Feuerwehraktionswoche 2006, die unter dem Leitgedanken steht: "Im Katastrophenschutz die Nummer eins - Ihre Feuerwehr" und als Untertitel: "Katastrophenschutz in Bayern - ohne Feuerwehren undenkbar".
Den Rahmen dazu bildete die 13. Landesverbands-Versammlung des Landesfeuerwehrverbandes Bayern in der Dreifachturnhalle der Hauptschule West. Neben dem "geschätzten Ehrenbrandmeister des Verbandes" Dr. Günther Beckstein - dieser Titel wurde ihm bereits bei früherer Gelegenheit verliehen - gaben sich Prominente aus Bund (MdB Alois Karl), Land (MdL Herbert Fischer), Bezirk (Regierungspräsident Dr. Wolfgang Kunert), Landkreis (Landrat Albert Löhner) und Stadt (Oberbürgermeister Thomas Thumann) ein Stelldichein und bekundeten mit vielen anderen ihre Verbundenheit mit den 323.000 aktiven Feuerwehrdienstleistenden in Bayern, die von den 322 Delegierten repräsentiert wurden.

Alle Geehrten mit dem Verbandspräsidium und Stellvertretendem Ministerpräsidenten, Feuerwehrminister und Ehrenbrandmeister Dr. Günther Beckstein.

Oberbürgermeister Thomas Thumann und Landrat Albert Löh-
ner erhalten die Feuerwehr-Ehrenmedaille angeheftet.

Die Freude über die Dankesurkunde steht Druckereibesitzer An-
ton Bögl ins Gesicht geschrieben.
"Es ist und es wird unerlässlich sein, dass der Staat wie auch der Bund für die Ausstattung des Katastrophenschutzes die entsprechenden Mittel bereitstellt", kam Alfons Weinzierl, der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Bayern auf das Hauptanliegen der Rettungskräfte zu sprechen. "Denn es hilft nichts, wenn bei einem Interview in den Katastrophengebieten schnelle Hilfe versprochen wird und für uns Feuerwehren die geforderte Ausstattung nicht beschafft bzw. nicht bereitgestellt wird."
Diese Worte trafen bei Innenminister Dr. Beckstein auf ein offenes Ohr; denn er sicherte zu, im kommenden Jahr die Feuerwehr-Förderung überprüfen zu lassen und das auf eine Pauschalierung umgestellte Verfahren beibehalten zu wollen. In diesem Zusammenhang kündigte er auch eine Novellierung des über 25 Jahre gültigen Feuerwehrgesetzes an, in dem ein Anspruch auf Freistellung von Schülern und Studenten bei Feuerwehreinsätzen verankert werden soll.
Es gehe nicht an, dass für den Feuerwehrdienst ausgebildete Abiturienten zum dritten Mal im Biologieunterricht das Liebesleben der Schnecken nähergebracht wird und vor der Haustür brennts und sie dürfen nicht beim Löschen helfen. Auf eine Freistellung vom Dienst sollen künftig auch kommunale Bedienstete pochen können, regte Dr. Beckstein an.
Eine weitere noch schwer lösbare Aufgabe sei die Einführung des Digitalfunks, der bereits zur Fußballweltmeisterschaft hätte funktionieren sollen. Jetzt nannte der Minister das Jahr 2010, bis er flächendeckend den bisherigen analogen Funk ablösen kann.
Vorsitzender Alfons Weinzierl hatte dieses Problem bereits vorher angesprochen, als er ein "Zukunftspaket" für die Feuerwehren schnürte, damit diese auch weiterhin ihre nicht leichten Aufgaben erledigen können. Hier forderte er vordringlich, das System Notstandseinheiten auf vernünftige Beine zu stellen. Hier erwähnte er auch die von Minister Beckstein aufgegriffenen Freistellungsmöglichkeiten, die "weiter gesichert und ausgebaut werden müssen". Sonderausstattungen und Sonderfahrzeuge im Bereich des Katastrophenschutzes müssten weiterhin von Seiten des Bundes und des Freistaates bereitgestellt und beschafft werden, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Wie dringend dies notwendig ist, erhellte Weinzierl mit eindrucksvollen Zahlen: Über 184.000mal - eine Steigerung um sieben Prozent gegenüber dem Jahr 2004 - waren Feuerwehren unterwegs und sind im Durchschnitt alle zweieinhalb bis drei Minuten um Hilfe gerufen worden.
Nach diesen Appellen, die mitunter fast schon Hilfeschreie waren, konnte sich der Vorsitzende Erfreulicherem zuwenden. Nach der Auszeichnung verdienstvoller Verbandsfunktionäre erhielten Landrat Albert Löhner und Oberbürgermeister Thomas Thumann die Feuerwehr-Ehrenmedaille. Sie ist gleichzeitig ein Voraus-Dankeschön für die Unterstützung beim Landesjugendfeuerwehrtag im kommenden Jahr in Neumarkt.
Eine Urkunde für besondere Verdienste um das Feuerlöschwesen in Bayern war der Dank an Druckereibesitzer Anton Bögl, der als Arbeitgeber aktive Feuerwehrdienstleistende jederzeit zum Einsatzdienst freistellt.
Am Rande der Landesfeuerwehr-Verbandsversammlung durfte sich Innenminister Dr. Günther Beckstein ein zweites Mal in das "Goldene Buch" der Stadt Neumarkt eintragen. Das erste Mal widerfuhr ihm diese Ehre bei der Einweihung der Ortsumgehungsstraße von Pölling. Damals spielte die Pöllinger Blaskapelle dazu - diesmal die Musikkapelle Postbauer-Heng unter der Leitung von Anita Hiltner. Es gibt eben doch kleine Unterschiede...
Erich Zwick

Die Musikkapelle Postbauer-Heng unter der Leitung von Anita Hiltner lockerte die umfangreiche Tagesordnung kurzweilig auf.
16.09.06
neumarktonline: "Wichtigste Bürgerinitiative"