Straßenschild "verhüllt"

Hans-Jürgen Madeisky und Dieter Ries legen dem Albert-Reich-Straßenschild einen "Wundverband" an.
Fotos: Erich Zwick

Ein Mitglied der "Antifaschistischen Aktion" zurrt den Verband
mit Klebeband noch enger.

Auch wer gegen die Umbenennung der Straße war, wurde fair
behandelt. Das gehört sich in einer Demokratie, stellte Stadtrat
Madeisky klar, ohne jedoch von seinem Standpunkt abzurücken.

Mit einem Transparent machte die "Antifaschistische Aktion"
ihrem Unmut Luft.
NEUMARKT. Mehr ein Appell an die Vernunft als eine emotionsgeladene Demonstration in einer ansonsten ruhigen Wohngegend von Neumarkt unter dem Straßenschild von Albert Reich: Obwohl die Meinungen der meisten interessierten Anwohner engagiert artikuliert wurden, kam es zu keinerlei Ausschreitungen, so dass die in respektabler Entfernung postierte Polizei nicht ordnend einzugreifen brauchte.
So forderte erneut der Veranstalter "Freie Liste Zukunft e.V. und Bündnis 90/Die Grünen" die "schnellstmögliche Beseitigung des Schildes", mit dem jemand geehrt wird, der "Hitler hochgehievt und getragen hat" und einer von jenen war, "der Hitler bereitwillig Macht übertragen und dieses menschenverachtende Regime überhaupt erst ermöglicht hat", so Dieter Ries.
Eine Gruppe der "Antifaschistischen Aktion Neumarkt" verteilte Flugblätter, mit deren Inhalt die Anwohner sogar teilweise einig gingen. Auch sie kritisieren die Erläuterung unter dem Straßenschild, die sich auf die Person des Albert Reich bezieht: "Verhängnisvoller Förderer des Nationalsozialismus". Diese Warnung, so eine Anwohnerin, locke Rechtsradikale an, die hier eine Art "Wallfahrtsort" ähnlich dem Hess-Grab in Wunsiedel, entdecken könnten.
"Diese Warnung wirkt schon fast wie purer Hohn und Ignoranz", heißt es dazu in dem Flugblatt, auf dem ebenfalls die "sofortige Umbenennung der Albert-Reich-Straße" gefordert wird.
Höhepunkt der dann doch noch sichtbaren Demonstration: Hans-Jürgen Madeisky und Dieter Ries legten gemeinsam unter Beifall von der einen und Buhrufen und Pfiffen von der anderen Seite dem Straßenschild einen "elastischen Verband" an, der zu einem Stück Genesung beitragen sollte, "dass diese politische Wunde in Neumarkt verschwindet."
Erich Zwick
10.09.06
neumarktonline: Straßenschild "verhüllt"