Wichtiger Agrarrohstoff
NEUMARKT. "Milch ist eines unserer gesündesten und wertvollsten Lebensmittel", darauf hat Albert Deß, agrarpolitischer Sprecher der CSU-Europagruppe, anlässlich des bevorstehenden "Tages der Milch" hingewiesen. Milchprodukte seien heute in einer Vielzahl von Variationen verfügbar und böten für jeden Geschmack etwas: als Butter, Käse, Joghurt, Trinkmilch oder fruchtiges Erfrischungsgetränk.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht spiele das Produkt Milch eine entscheidende Rolle. Es sei für viele Regionen der EU der wichtigste Agrarrohstoff. Dabei hänge der Fortbestand von bäuerlichen Betrieben und regionaler Wertschöpfung in der Milchwirtschaft hauptsächlich von zwei Faktoren ab: von der künftigen Milchmarktpolitik der EU und den Ergebnissen der laufenden WTO-Handelsrunde.
Es liege an Politikern und Landwirten gleichermaßen, sich festzulegen: Entscheiden wir uns für einen freien Milchmarkt oder wollen wir den Fortbestand eines maßvoll regulierten Marktes?
Die Milchmarktpolitik der Europäischen Union sei auf eine weitere Handelsliberalisierung ausgerichtet.
Sinkende Milchauszahlungspreise in der EU führten für viele Bauern zu einer völlig unbefriedigenden Erlössituation, trotz der Ausgleichszahlung für Milch. Der Hauptgrund der niedrigen Milchpreise sei die hohe angebotene Milchmenge, die der Markt nicht vollständig aufnehmen kann.
Die expansive Milchmarktpolitik der EU-Kommission werde die angespannte Lage noch weiter verschärfen. Die bereits beschlossene Milchquotenerhöhung um jeweils 0,5 prozent zum 1. April 2006, 2007 und 2008 lasse die Angebotsmenge weiter steigen.
Die Forderung von Albert Deß: "Die EU-Kommission sollte mehr Demokratie wagen. Sie muss mit den betroffenen Landwirten in eine intensive Diskussion eintreten und gemeinsam eine gute Lösung erarbeiten. Mit einer maßvollen Regulierung der Produktionsmenge können die europäischen Bauern davor bewahrt werden, vom Welthandel völlig überrollt zu werden."
Von der weltweit erzeugten Milchmenge werden gerade einmal sechs Prozent auf dem Weltmarkt gehandelt. Aber dieser geringe Anteil bestimme in hohem Maße den Preis der 94 Prozent Milchmenge, die in den Binnenmärkten verbleibe. Albert Deß: "Eine totale Liberalisierung des Milchmarktes hätte für viele Bauern in Europa verheerende Folgen."
Dass es auch anders geht, zeige ein Blick in Nicht-EU-Länder wie Kroatien, Norwegen, Island oder Kanada. Die Milchauszahlungspreise liegen um die 40 Cent je Kilo. Dort würden die Milchbauern nicht dem Welthandel geopfert und auch die Verbraucher seien bereit, gerechte Preise für Qualitätsware zu bezahlen. "Das sollte der EU-Kommission zu denken geben", so der Agrarpolitiker Albert Deß.
25.05.06
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