Amtlicher Schwarzbau ?
NEUMARKT. Ganz zum Schluß der SPD-Kreistagsfraktions-Sitzung wurde die Frage aufgeworfen, ob das Umweltzentrum am Habsberg ein "Schwarzbau" sei.
Kreisrätin Utha Lippmann hatte eine Beschwerde über das Protokoll der letzten
Kreistags-Sitzung vorgetragen. Sie habe damals angefragt, wie es möglich und den
Bürgern vermittelbar sei, dass der Landkreis am Habsberg ein Umweltzentrum
bauen lasse, für das es im Flächennutzungsplan der Gemeinde
Lauterhofen keinen Eintrag gebe, für welches aber auch keine Baugenehmigung
vorlag.
Eine Interpretation gab Josef Mayer aus Berching: Die
Landkreisverwaltung wolle "möglicherweise vertuschen, dass sie sich selbst
einen Schwarzbau leistete".
Bei der Fraktionssitzung setzte sich Fraktions-Sprecherin
Carolin Braun aus Dietfurt scharf mit
Erkenntnissen des jüngsten Landkreistags auseinander.
"Die Strukturen unserer Gesellschaft im ländlichen Raum
werden von der bayerischen Staatsregierung aufgegeben und drohen
zusammenzubrechen", sagte sie.
Über die Zukunft der
Schullandschaft hatte Siegried Schneider, Nachfolger von Kultusministerin
Hohlmeier, geäußert, Hauptschulen sollen nur noch dort betrieben werden, wo
Schulzentren mit M-Zug, P-Klasse und mehrzügigen Regelklassen eingerichtet
werden können.
Teilhauptschule gehörten der Vergangenheit an. Was auf den
Landkreis Neumarkt "heruntergebrochen" heiße, es werde allenfalls vier
Hauptschul-Zentren geben. Schneider mache offensichtlich die Augen zu und
folge nur der Vorgabe des Finanzministers, Lehrer einzusparen, hieß es von der SPD. Was
angesichts der aktuellen Diskussion über soziale Problemlagen besonders an
den Hauptschulen den neuen Kultusminister getrieben habe zu äußern,
zusätzliche Sozialpädagogen für die Hauptschulen werde es nicht geben,
Erziehung sei Elternsache, grenze an "Ignoranz".
Ärgerlich sei weiterhin, dass die bayerische Staatsregierung die Mittel zu
Verbesserung der Lebensqualität in den ländlichen Regionen kürze. Für die
Staatsstraßen, die sich im Vergleich zu den Kreisstraßen in einem
jämmerlichen Zustand präsentierten, den ÖPNV (öffentliche
Verkehrseinrichtungen), für die Kindergärten, für die Schulbusse, und dies
gerade in einer Zeit, in der die sogenannten Metropol-Regionen satte
Zuschüsse erhielten. Es stelle sich die Frage, ob dann die Metropolen Bayern
"im Glanz einer blühenden Wirtschaft erstrahlen sollen", während die
Kreisstädte des flachen Landes zu "Sozialhilfe- und Arbeitslosengeld-
Verteilungsagenturen" verkommen.
Aber auch die Politik der Sozialdemokraten in der Berliner Koalition wurde
von Braun und den weiteren SPD-Kreisräten einer deutlichen Kritik
unterzogen. "Tacheles" will Carolin Braun mit den beiden
Bundestagsabgeordneten der SPD, Ludwig Stiegler und Marianne Schieder,
reden, wenn sie am 27.Mai die Unterbezirks-Konferenz besuchen.
Was an der
Berliner Politik sozialdemokratisch sei, will sie dann von ihnen wissen.
Sie will sie darauf stoßen, dass es wenig arbeitnehmerfreundlich sei, bei
steigenden Spritpreisen die Pendlerpauschale für die ersten 20 Kilometer
wegzukürzen, gleichzeitig die Mehrwertsteuer um drei Punkte zu erhöhen und das
Erziehungsgeld zugunsten eines neuen Elterngeldes für Besserverdiendende
abzuschaffen. Diese Neuregelungen würden sich wiederum in der ländlichen
Region stärker auswirken als in Großstädten. Die Reichensteuer sei eh nur
Kosmetik und nütze eher der Volksverdummung.
Carolin Braun, Helmut Himmler, Erwin Jung und Utha Lippmann
veranschaulichten an zahlreichen Beispielen, dass sich die SPD-Fraktion in
den Kommunen und im Landkreis um eine "moderate Belastung" für die Bürger
bemühen.
Der Dank der Runde galt Roland Hadwiger, zuständig im Landratsamt
für die Abfallwirtschaft. Er hatte den SPD-Kreisräten Einblicke in das
Zahlenwerk seines Sachgebietes vermittelt. Wenn die Entsorgungsaufträge
trotz der "Regelungswut der EU" bei den örtlichen Unternehmern blieben,
könnten die Bürger von weiterhin konstant niedrigen Müllgebühren ausgehen.
Zum Ausgleich von Einnahmeschwankungen habe man eine Rücklage von 3
Millionen Euro bilden können. Die Erd- und Steindeponie in Pollanten reiche
noch für die nächsten 40 bis 50 Jahre. Für die Rekultivierung der Deponie
am Blomenhof habe man 3,5 Millionen Euro Rücklagen angesammelt. Es gäbe
keine Gründe für Gebührenanhebungen.
14.05.06
neumarktonline: Amtlicher Schwarzbau ?