Männer kritisieren Kirche

NEUMARKT. Der Landesarbeitskreis des Evangelischen Männerwerks stellte in seiner Herbsttagung in Sulzbürg , die von ihm mit in Auftrag gegeben Studie "Was Männern Sinn gibt" in den Mittelpunkt seiner Arbeit.

Die Erforschung der unsichtbaren Religion bei kirchenfernen Männern konfrontiert - so die Mitglieder des Arbeitskreises - die kirchlichen Mitarbeiter mit sehr bitteren Erkenntnissen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei kirchlich distanzierten Männern durchaus spirituelle Dimensionen zu erkennen sind. Im Rahmen ihrer ergebnisoffenen Suche nach Sinn spielt jedoch Kirche so gut wie keine Rolle mehr. Und dies nicht, weil es sich um indifferente und kenntnislose Männer handeln würde, die aufgrund ihrer bereits vorhandenen Distanz in ihrem Urteilsvermögen zu hinterfragen seien. Wir müssen vielmehr zur Kenntnis nehmen - so die Mitglieder des Arbeitskreises - dass diese Männer auf Distanz gegangen sind, gerade weil sie Erfahrungen im kirchlichen Bereich gemacht haben.

Die untersuchten Interviews lassen eines ganz deutlich erkennen: Das Leben wird von den befragten Männern als Kampf empfunden. In ihrer Suchbewegung nach Sinn erleben sie sich in einer Pendelbewegung zwischen Welt und "Gegenwelt(en)", zwischen Fremdbestimmung einerseits und Lebensräume, die Selbstbestimmung ermöglichen, Kreativität und Entspannung bieten, die Abstand gewinnen lassen und ein "Kräfte sammeln" ermöglichen. Bei der Benennung solcher Gegenwelten spielen Erfahrungen in und mit der Natur eine bedeutsame Rolle. Die Kirche und ihre Veranstaltungen hingegen, werden nicht als eine mögliche Gegenwelt erachtet.

Der Landesarbeitskreis fordert deshalb alle kirchlichen Mitarbeiter mit Nachdruck auf, ein verstärktes Gender - Bewusstsein zu entwickeln. Es kann nicht länger angehen, dass die kirchliche Männerarbeit weiter einer Beliebigkeit unterworfen bleibt. Werner Lauterbach, Landesgeschäftsführer des Evangelischen Männerwerks, berichtet von stereotypen Antworten, die eine nicht vorhandene Männerarbeit damit begründen, dass es keine Nachfrage gäbe. Seine Logik ist eine ganz andere: "Wir brauchen mehr Angebote, damit Nachfrage entsteht, damit sich Männer mit ihren Fragen und Problemen im kirchlichen Veranstaltungsangebot " Dabei geht es ihm bei weitem nicht nur um Männergruppen, die sich regelmäßig treffen. Er zitiert in diesem Zusammenhang einen jungen Mann, der feststellt: "Wo komme ich als Mann in der Kirche eigentlich vor? Da wird von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gesprochen, vielleicht auch noch von den Problemen der Frauen. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich einmal eine Predigt gehört habe, wo es darum ging, wie sich Männer fühlen, wie es ihnen geht, als Vater, als Mann....... und so weiter."

Die Mitglieder des Landesarbeitskreises erhoffen sich, dass die Studienergebnisse dazu beitragen, dass solche und ähnliche Reaktionen - seien sie im konkreten Fall berechtigt oder unberechtigt - in Zukunft deutlicher gehört und wahrgenommen werden. Der Landesarbeitskreis begrüßt deshalb die mutige Ehrlichkeit von Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, der anlässlich der Präsentation der Studie feststellte, dass es ihn "als Pfarrer" schmerzt "wie Männer Kirche wahrnehmen". Er reihte sich im Gespräch in die Reihe derjenigen kirchlichen Mitarbeiter ein, die angesichts der Forschungsergebnisse zugeben, dass Kirche die Männerarbeit nie so richtig als Herausforderung angenommen hat.

Vor diesem Hintergrund begrüßt der Landesarbeitskreis die Tatsache, dass auf Gemeinde- und Dekanatsbezirksebene wieder vermehrt zum traditionell Mitte Oktober stattfindenden "Männersonntag" (16. Oktober) eingeladen wird.
14.10.05
neumarktonline: Männer kritisieren Kirche
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


ISSN 1614-2853
20. Jahrgang
Zur Titelseite Neumarkter Zeitung
ISSN 1614-2853
20. Jahrgang
ISSN 1614-2853
15. Jahrgang