Bier für Hellas

NEUMARKT. Die Neumarkter Lammsbräu will zusammen mit drei anderen Brauereien ihr Bier international vertreiben - zuerst in Griechenland.

Die Konzentration der Brauereien auf dem deutschen und internationalen Biermarkt schreitet immer weiter voran. Große Marken bieten auf allen fünf Kontinenten Bier in einheitlicher Qualität. Gleichzeitig geht in Deutschland der Pro-Kopf-Verbrauch kontinuierlich zurück. Mit dem rückläufigen Marktvolumen nimmt der Verdrängungswettbewerb auch hierzulande zu. „Eine fatale Situation, der vor allem die kleinen und mittelständischen Brauereien immer häufiger zum Opfer fallen. Gerade in Bayern, wo die Dichte an Brauereien so groß ist wie nirgendwo, müssen immer mehr traditionsreiche Braustätten ihre Sudkessel erkalten lassen“, erklärte Dr. Franz Ehrnsperger, Geschäftsführer der Neumarkter Lammsbräu und Sprecher eines Quartetts aus bayerischen Spezialitäten-Brauereien, auf einer Pressekonferenz anlässlich des World Beer & Drinks Forums in München. „Diese eines Tages bestandsgefährdende Entwicklung fordert von uns kleineren Brauereien neue Überlegungen und den Mut zu neuen Wegen.“

Kooperation statt Wettbewerb

Ein Weg ist laut Ehrnsperger die brauerei-übergreifende Zusammenarbeit. Die Neumarkter Lammsbräu (Neumarkt/Oberpfalz), die Meckatzer Löwenbräu (Heimenkirch/Allgäu), die St. GeorgenBräu (Buttenheim/Franken) und die Weißbierbrauerei Hopf (Miesbach/Oberbayern) haben sich zusammengeschlossen, um eine völlig neue, bislang von Brauereien nicht praktizierte Kooperation zum Export ihrer Biere zu realisieren. „Bislang neigten die Brauer mehr dem Wettbewerb als der Kooperation zu. Uns vier Brauereien verbinden jedoch nicht nur eine enge persönliche Beziehung, sondern auch die gelebten Unternehmensphilosophien. Wir haben eine ähnliche Haltung zu Ökologie und Umwelt. Und vor allem brauen wir charakteristische, bayerische Bierspezialitäten, die sich aus dem Gros der Biere deutlich herausheben. Deshalb wollen wir mit unserer Initiative auch eine Lanze für typische bayerische Biere brechen“, so Ehrnsperger.

Exporte nach Griechenland

„Die Nachfrage nach ursprünglichen Biersorten, die neben besonderem Geschmack und Bekömmlichkeit auch ein typisches Stück Bayern transportieren, wächst“, so Ehrnsperger. So haben alle vier Brauereien über die vergangenen Jahre unter schwierigen Marktbedingungen Wachstum verzeichnet. „Bierkenner und -genießer wissen den Unterschied zwischen einem Massenprodukt, das konservengleich von Peking bis Rio im Regal steht, und einer individuellen bayerischen Bierspezialität zu schätzen“, betont Ehrnsperger. Klar definierte Rohstoffe, voller Geschmack, Frische und der Kauf bei nur ausgesuchten Händlern erfüllen die gehobenen Ansprüche zahlreicher Konsumenten im In- und Ausland. Griechenland ist der erste Exportmarkt, den die vier Brauereien gemeinsam bedienen werden.

Start Ende 2005

Die neue Kooperation verfolgt die zwei zentralen Ziele „erfolgreiche Markterschließung mit Bierspezialitäten“ und „Kostenreduktion“. „Wir vier Mittelständler wollen durch die Bündelung unserer Marken zu einem attraktiven Sortiment eine höhere Wahrnehmung bei Handel und Verbrauchern erreichen. Das verbessert die Absatzchancen für alle vier Marken. Zudem erwarten wir deutliche Kostenersparnisse im Marketing, u.a. bei der Anpassung der Produktausstattung und in der Marktkommunikation. Das gilt auch für die Logistik und die Abwicklung“, erläutert Ehrnsperger, der Bierspezialitäten und den Export künftig als strategische Erfolgsfaktoren sieht. Die erste Listung im griechischen Handel ist noch für Ende 2005 vorgesehen.

Überdies wollen die vier Brauereien den nationalen und internationalen Handel sowie die Fachwelt für den besonderen Charakter bayerischer Biere begeistern. „Wir wollen aber auch weitere kleine und mittelständische Brauereien zur Spezialisierung und damit einem klaren Profil ermutigen“, betont Ehrnsperger. Alle vier Brauereien haben auf ihren heimischen Regionalmärkten schon vor Jahrzehnten eine frühzeitige Spezialisierung ihres Sortiments und den gezielten Markenaufbau eingeführt. „Nur so konnten wir die Nachfrage nach besonderen Bieren trotz eines aggressiven Marketings der großen ‚Fernsehbiere‘ stabil halten und sogar ausbauen. Wir sind davon überzeugt, dass auch kleine, regionale Biermarken ihre Zukunft so erfolgreich gestalten können“, erklärte Ehrnsperger.

Europäische Union für „Bayerisches Bier“

Unterstützung bei der nationalen und internationalen Positionierung von bayerischem Bier erhalten die vier inhabergeführten Brauereien von der Europäischen Union. Brüssel erhob den Begriff „Bayerisches Bier“ zur „geschützten geographischen Angabe“ (g.g.A.). Danach darf nur Bier, das getreu dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516 innerhalb sortenspezifischer Produktspezifikationen in Bayern gebraut wurde als „Bayerisches Bier“ bezeichnet werden bzw. im Blick auf seine Produktaufmachung und Marke den Eindruck erwecken, aus Bayern zu stammen. Diese Schutzvorschrift ähnelt der Regelung für Champagner.

„Wenn weltweit immer wieder versucht wird, bayerisches Bier zu kopieren, so können wir Brauer darüber auch schmunzeln. Ist doch jedes Plagiat gleichzeitig die beste Anerkennung für ein hervorragendes Produkt“, so Ehrnsperger.
14.09.05
neumarktonline: Bier für Hellas
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